ZAGELA

 

 



B E T R Ü G E   D E I N E   L Ü G E

                  u.f.                   

              

 versprich mir bitte nicht zuviel

es könnte sein

einer käme

und wollte zu mir,

denn

ich würde nicht gehen

und öffnen die tür;

 

ich weiß ja,

du bist schon lange bei mir.

                                                          u.f.

 

zurückgelehnt in meinen stuhl

sehe ich durch ein geschlossenes fenster

ins freie.

                    ohne dabei

                    auch nur eine glasscheibe

                    aus dem rahmen

             von mir zerstört zu haben.

 

ich sehe ins freie

erhebe mich aus meinem stuhl

um ins freie zu gehen

glasscheiben fallen zu boden

meine stirn blutet

ich falle zu boden

 

doch

ich gehe

gehe immer weiter...

                                        u.f.

 

 

                      trinke!

                      und er trank die ganze nacht.

                      nun fliege!

                      und er sprang,

                      versuchte zu fliegen.

                      ..., daß er stürzen sollte sagte ihm keiner.

                      nein,

                      das tat er von allein.

                                                                         u.f.

 

 

das alphabet ist so lang.

        schön,

        daß ich deinen namen in ihm fand.

                                                                       u.f.

 

Du stehst am ufer

niemand hört dich reden,

es sieht dich kein mensch in dieser nacht.

läßt dich ins wasser fallen

         triffst so manchen;

         dein körper erschlug sie jedoch.

         soviele, die ans ufer schwammen,

         die dich sahen,

         die dich erwarteten

 

         auch wenn es  nur kleine

         fische waren.

                                                         u.f.

 

Noch steht die sonne über dem dach

sie blendet mich

kinder spielen erst spät am nachmittag

im schatten der sonne

auf dem hinterhof

und sehen dabei

wie hühner

mit sonnenbrillen körner picken.

                                                             u.f.

 

 

 

 

im garten meiner nachbarin

 

im garten meiner nachbarin

stehen zwei gartenzwerge

der eine hält eine harke

und der andere einen spaten

in den händen

 

in ihrer nähe:

die alte frau bei der arbeit    

                                                                   u.f.

 

ein kleiner junge

stand vor dem spiegel,

doch konnte er sein gesicht nicht in ihm sehen.

er stand vor dem spiegel

mit gestrecktem hals und auf zehenspitzen,

denn noch immer war er viel zu klein.

er nahm einen großen stuhl

nun endlich: er stand auf dem stuhl

              mit unsicheren beinen

              schwankend und zitternd,

              und er sah sein gesicht

              doch

      nur für einen kleinen moment

      strahlend

      im spiegel.

                                                    u.f.

 

einer unter vielen

unter vielen einer

sagst du

 

sagt einer: unter vielen i c h,

           der mit dir rechnet.

                                                       u.f.

 

 

 

du sagst, du liebst die dunkelheit,

gehst keinen schritt ans licht.

ist es die angst, einen menschen zu treffen,

der dir sagt

er versteht dich;

und

er löscht für dich dein licht.

                                                       u.f.

                                   

in einer stille

mit der stimme deines schweigens

änderst du dich

doch

der ausspruch

bringt dich wieder zum schweigen,

führt dich in eine stille.

es bleibt der versuch,

der dir zeigt,

wie du zu leben hast...

                                                       u.f.

 

 

 

ach der staat

bringt hervor die saat

saat,

die sich nährt

             nährt doch den staat

                                                       u.f.

 

versuchen wir zu schweigen,

 nein !

wir müssen schreien !

versuchen wir zu schreien,

schweigen wir,

weil wir müssen.

                                          u.f.

 

 

 

du sagstest was dich störte

und man schlug dir ins gesicht

 

      für die wahrheit : sie schmerzte.

                                 u.f.

 

 

trug meinen namen ins „große buch“

 

dachte mir dabei aber meinen teil

wollte hierzu nichts schreiben

und so schloß ich das buch.

 

aus dem buch lief tinte

ein vollen glas

die ich nicht nahm,

nicht leerte

doch nicht nehmen wollte !

und so sagte man,

daß ich es nur vergaß…

                                                 u.f.

 

 

was liebe ist, sagst du, kannst du verstehen,

da du liebst.

was hass ist, sagst du, kannst du verstehen,

da du hasst.

was menschlich ist, sagst du, kannst du verstehen,

da du menschlich bist.

wer du bist, kannst du mir sagen,

und sagst mir deinen namen…   

                                                                 u.f.


 

du weintest mein kind 
und so ließ ich dich gehen.
du weintest mein kind
und so ging ich dich suchen.
du weintest mein kind
und erst jetzt frage ich mich, warum du so bist?
doch ich muß mich vorsehen,
daß meine gedanken nicht
die mauer durchbrechen
hinter der du stehst.
und ich dich,
mein kind
unter den trümmern wiederfinde.

                                                                               u.f.

 

laut und leise

 

du lachst und du weinst

über das

was du siehst

was du hörst

und dich umgibt

laut

oder leise

 

du sprichst und du schweigst

über das

was du siehst

was du hörst

und das was dich umgibt

 

du sagst ja

und du sagst nein

zu dem

was du siehst

was du hörst

und was dich umgibt

 

du liebst und du hasst

das

was du siehst

was du hörst

und das was dich umgibt

 

du begreifst und du vergisst

das

was du siehst

was du hörst

und dich umgibt

 

du hälst dich dich

und du fällst

an dem

was du siehst

was du hörst

und dich umgibt

 

du lebst und du stirbst

auf dieser welt

laut

oder leise

was du gesehen

was du gehört

und dich umgab

bleibt bestehen

oder stirbt

                                            u.f.

 

 

 

 

 „spielstraße“

 

auf dem straßen spielen kinder

räuber und gendarmen

auf den spielplätzen so sagen sie

kann man doch nur schaukeln und burgen bauen

auf der straße stand ein kleiner junge

sah nicht die gefahr

 

…nicht einmal einen schrei den man hörte

nur die stimmen der kinder

nur das geflüßter der leute

und das schweigen des fahrers

kinder die mit ihm spielten

starrten auf den jungen

auf die vielen menschen

auf das auto

und sahen in die augen des fahrers

und sie fragten sich:

was sind es nur für eltern,

die so etwas tun.

 

auf den straßen spielten kinder

räuber und gendarmen

auf dem spielplätzen so sagen sie

kann man doch nur schaukeln und burgen bauen.

 

                        u.f.

 

 

 

in den frühen morgenstunden

 

und wieder sind es in den frühen morgenstunden

die selben gesichter

die zur arbeit gehen

sie überholen mich

sie kommen mir entgegen

kommen gerade aus dem haus

übequeren die straße

wie marionetten

bei rot, da bleiben sie stehen

so nah bei einander

sind sich doch so fremd

bei grün gehen sie weiter

ihren vorgeschriebenen weg

so manche frau alleine

so manche frau mit kinderwagen

an den sie sich klammert

und ihre füße laufen hinterher

so mancher mann

in arbeitssachen mit einer tasche unter dem arm

so manche frauen

so manche männer

die nicht viel worte verlieren

mit ihren gedanken noch am abend zuvor

mit ihren gedanken schon am arbeitsplatz

oder beim feierabend

 

und wieder sind es

die kinder

die sich zurufen

die auf den freund

oder die freundin warten

die gemeinsam gehen

sie reden miteinander

und nehmen sich die zeit

auch einmal stehen zu bleiben.

                                                                     u.f.

 

 

 

kinderwelt

 

in ihren händen halten sie die kreide

malen ihre welt auf stein:  häuser, gärten,

                                                  kinder, die spielen,

                                                  eine sonne, die lacht;

                                                  in vielen farben,

                                                  voller liebe.

 

sie stützen sich kniend auf kalte, leblose steine.

 

doch treffen sie auf die, die es nicht verstehen,

dass man diese welt von kindern bemalt.

 

an den händen ihrer eltern

verlassen sie diese welt.

zurück bleibt eine kleine welt

von kindern geschaffen

auch wenn nur mit kreide

auch wenn nur auf stein,

                                          doch:  in vielen farben,

                                                       voller liebe

 

eine welt

die nur hält für eine kurze zeit

schon am nächsten morgen zerstört ist.

 

weinend schauen sie zurück

die kreide nahm man ihnen

und ihre hände blieben leer;

tasten nun zaghaft nach den dingen,

die sie nun nicht verstehen.

und sie sehen diese welt:  in vielen farben

                                                  mit ach so wenig liebe.

                                                     u.f.

 

für sie

 

du versuchtest mich zu ändern

legtest meine haare, wie sie die anderen trugen

legtest mir kleider an,              die waren zu groß

                                                       die waren zu eng

doch es gefiel dir

mit mir so auf die straße zu gehen.

sagtest mir worte,                     die ich zu wiederholen hatte

                                                      die ich sagte,aber nicht meinte

kauftest mir ein paar schuhe,

                                                      die waren sehr teuer

                                                      schmerzten beim gehen

batest mich, jetzt zu kommen

mich in deine arme zu legen

wollte lieber alleine sein, in dieser nacht

doch es gefiel dir

ruhig da zu liegen

von mir berührt zu werden

hofftest von mir,

daß ich es schaffen werde

war aber zu schwach für solche taten

doch es gefiel dir zu sagen,

daß ich dazu in der lage wäre.

 

du versuchtest mich zu ändern,

so, daß ich dir gefiel.

 

und so kam der tag,

denn die kraft dafür konntest du mir nicht nehmen,

daß ich von dir ging.

                                                                  u.f.

 

               

du hälst dich

und du fällst

an dem

was du siehst

was du hörst

und dich umgibt

 

du lebst und du stirbst

auf dieser welt

laut

oder leise

was du gesehen

was du hörtest

und dich umgibt

bleibt bestehen

oder stirbt.

                         u.f.

                            

ein leben hinter verschlossenen fenstern

                                   und türen

 

…und in die fenster stellen sie blumen,

die in leuchtenden farben blühen

 

sie geben so vielen die vorübergehen

ein freundliches gesicht.

und die fassaden

bunt bemalt

lassen die frage vergessen

nach dem wahren gesicht:

einem leben hinter verschlossenen fenstern

und türen

hinter gardinen

graugefärbt oder

blendend weiß.

verdeckt sind die lügen

des alten mannes

der seinem enkel

geschichten erzählt

nackt und im pelz

flüsternd und schreiend

sitzen sie

in ihren zimmern

keiner der sie sieht und hört

und willst du eintreten

so mußt du vorher an ihre türen klopfen

und deinen namen nennen,

denn nicht jeder ist erwünscht.

 

ein leben

hinter verschlossenen fenstern und türen

schritte

schwer und leicht

auf einem weg

den sie wählten

von einer ecke in die andere

ihres zimmers

erwartungsvoll

mit jedem schritt

ein stück voran im kreis

und an den wänden

staub gewischt und

bilder gerichtet

ohne zu wissen

hinter den wänden

ein kaltes lebloses zimmer

das in sich zusammenfällt

und am tisch spricht der vater

und die mutter sie nickt

kinder die beim essen krümeln

werden ermahnt

in ihren münden ein viel zu großes

stück kuchen

das man ihnen gab

und so konnten sie nicht reden

zu klein ihre hände

die sie schützend aus angst

sich vor ihre augen halten

kinder laufen weinend zu bett

erdulden schweigend

tränen kullern über ihre wangen

fallen lautlos auf die erde

 

für minuten stille

und zu hören ist die alte frau

von nebenan

die schwer atmend

ihre kohlen trägt,

und stimmen, die auskunft geben

über ihr leben.

aus dem fenster gelehnt

auf weichen kissen

sucht so mancher den sinn des daseins

in den sternen

und im verkehr, der vor ihnen lebt.

sie vergessen bei bier

und spiel

und möbel rücken

und legen sich nach getaner arbeit schlafen

am morgen

das erwachen

und sie gehen

in den neuen tag

und dann das gleiche

hinter verschlossenen fenstern und türen:

liebe und haß

gelächter und tränen

schlagen und getreten werden

warten in der hoffnung

auf ein besseres leben

sich erinnern

sich erheben aus dem eingessenen stuhl

in gedanken immer wieder

und sie gießen die blumen

die sie in die fenster stellten

die in leuchtenen farben blühen

und so vielen die vorübergehen

ein freundliches gesicht geben.

                                                                                        u.f.

                               

nur ein spiel

 

umgeben

von bunten bausteinen

stehst du im raum

nimmst stein für stein

vorsichtig mit zwei fingern

deiner kleinen hand

und legst sie aufeinander,

so, daß ein turm  entsteht.

 

mit jedem stein

den du legst

wächst in dir die freude,

erhöht sich die gefahr,

daß der turm in sich zusammenfällt.

 

und vergessen ist

was dich umgibt

mit weit geöffneten mund

und offenen augen

stehst du erwartungsvoll davor;

keiner der dich stören darf

nur nicht nehmen einer deiner steine

und für dich ihn legen.

    und ist der letzte stein gelegt

klatscht du lachend in die hände

und dein blick fällt in den raum

erhälst ein lächeln

und ein nettes wort von mir.

 

doch dann

zerstörst du deinen turm.

erstaunt darüber,

fragend

siehst du mein gesicht,

doch dann ein lächeln,

daß dir die freude lässt

an deinem spiel :

 

stein für stein

mit viel geduld gelegt zu haben,

so, daß ein turm entstand

um ihn letztlich zu zerstören.

                                                                                        u.f.

 

 

im gehen

bleiben deine fußspuren

im sand zurück

werden mit den jahren größer

gehst du zurück

findest du nur schwer einen halt

in den immer kleiner werdenden spuren.

                                                            

                                                                                                                                          u.f.

 

 

bin gegangen

 

bin gegangen

wie schon so oft in meinem leben

vater und mutter

in euren augen tränen

und

die frage: warum

begleitet mich

bin nun ein anderer für euch

nicht der

wie ihr mich immer saht

leb nicht nach euren worten

bin gegangen

weiß es gibt einen weg

der mir die ruhe gibt

und mich leben lässt

haltet mich nicht!

 

vielleicht werde ich

auf diesem weg

auch eure träume finden

                                               u.f.

                                   

 

 

dir habe ich mein gesicht gezeigt

legte ab die schminke

du sahst meine tränen

und ich sagte dir mit meinen worten

was mich bewegt

was in mir lebt

und wir gingen gemeinsam

einen langen weg

 

ich zeigte dir mein gesicht

noch heute siehst du meine tränen

doch

lachst du über mich

so stark,

daß die schminke in deinem gesicht zerreißt

und ich

dein gesicht

bluten sehe...

                             u.f.

 

 

 

wiegenlied

 

und bist du nicht artig

so gehst du ins nebenzimmer

dort ist es dunkel

dort kannst du laut schrein

es hört dich keiner

und sieht dich weinen

erst wenn du brav bist

nicht dazwischen reden

dann darfst du da raus

zu vati und mutti

aber leise musst du sein

wenn vati und mutti miteinander reden

 

und spielst du mit deinem teddy

und den puppen

die auf der erde liegen

vater - mutter - und kind

dann schlag sie nicht

wenn sie dir nicht folgen

denn sie können nur gehen

wenn du sie hälst

lässt du sie fallen

bleiben sie liegen

und weinen

auch wenn du es nicht siehst.

                                                                  u.f.

 

 

vor mir steht es,

daß haus aus marmorstein:

still und starr,

als wenn es schliefe.

aus dem dach ragen antennen

über das ganze land,

bis hin zu mir.

und von einem gitter, geflochten aus draht

bin ich umgeben.

In diesem haus sitzen sie im kreise;

sehen wie ich lebe – bei kerzenlicht

vorwärts strebe.

sehen auch        :   wie kinder schreien,

                                 mütter weinen,

                                 wie geboren wird ein neues kind,

                                 daß sie ihren namen geben.

                                 sie geben acht,

                                 auch über dieses kind.

 

und ich weiß    :    sie werden zu mir kommen.

                                 in einer nacht, vielleicht schon in dieser;

                                 bevor ich aus meinen träumen erwache

                                 löschen sie mein kerzenlicht.

                                 werden mir ein neues geben,

                                 das viel heller ist als meines war,

                                 mit einem grellen schein,

                                 der mir die sicht verblendet.

                                 mich nicht vorwärts treibt

                                 nur zurück

                                 in ein, so sagen sie : besseres leben.

                                                          u.f.


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nur nicht jetzt
sich unterwerfen
sagen
Ich liebe dich
erst
wenn
du gefragt wirst
und
 man es
von dir hören will

nur sich jetzt
nicht unterwerfen
und fragen
liebst du mich

                                        u.f.

             

(n.k.)
 

dreh ich mich im kreis

seh ich arm und reich
gut und schlecht gekleidet
schön und ungepflegt
zum verlieben
und
zum wegschaun

keinem
dem ich ähnle

KEINER
der so ist
wie

ICH

                                     u.f.


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